Gynäkomastie
Wenn sich beim Mann die Brustdrüsen vergrößern und die Brust eine weibliche Form annimmt, kann das für die betroffene Person unangenehm sein. Ärzte sprechen dann von einer Gynäkomastie. Diese ist jedoch von der Pseudogynäkomastie (Lipomastie) zu unterscheiden. Im Gegensatz zur Gynäkomastie wird bei einer Lipomastie kein Brustdrüsengewebe vermehrt, sondern ausschließlich Fettgewebe eingelagert. Beide Formen wirken sich häufig auch auf die Psyche des Mannes aus. Die vergrößerte und weiblich erscheinende Brust ruft bei vielen Männern ein ausgeprägtes Schamgefühl hervor. Laut diversen Schätzungen ist mindestens ein Drittel der Männer von einer Lipomastie oder Gynäkomastie betroffen.
Definition: Was ist eine Gynäkomastie?
Unter einer echten Gynäkomastie versteht man eine starke Vermehrung des Brustdrüsengewebes beim Mann, welche jedoch gutartig ist und unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Oft geht diese mit einer Fetteinlagerung einher.
Symptome
Eine Gynäkomastie liegt vor, wenn die Brustdrüsen des Mannes auf einer oder beiden Seiten vergrößert sind. Dabei wird zwischen drei Klassen unterschieden, welche optisch von der kleinen Männerbrust, über eine Mädchenbrust bis hin zu einem weiblich wirkenden Busen mit Unterbrustfalte reicht. Betroffene Männer verspüren zudem manchmal eine Spannung in der Brust oder klagen über eine hohe Empfindlichkeit bei Berührung der Brustwarzen. Schmerzen sind im direkten Zusammenhang der vergrößerten Brustdrüse dagegen sehr selten. Die Gynäkomastie ist selbst ein Symptom, welches ein Hinweis auf eine Grunderkrankung sein kann. So kann zum Beispiel Brustkrebs beim Mann mit ähnlichen Symptomen einhergehen.
Ursachen
Bei einer echten Gynäkomastie kann eine Vielzahl an Ursachen in Frage kommen. Dabei spielen Veränderungen im Hormonhaushalt des Mannes eine wesentliche Rolle. Oft sind Männer betroffen, bei denen eine verminderte Testosteronproduktion oder ein Überschuss am weiblichen Geschlechtshormon Östrogen festgestellt wurde. Weitere mögliche Ursachen können chronische Leber- oder Niereninsuffizienz sowie das Klinefelter- und Gilbert-Syndrom sein. Das Symptom kann auch durch Medikamente, welche den Hormonhaushalt beeinflussen, sowie durch Drogen hervorgerufen werden. Eine einseitige Gynäkomastie kann zudem ein Indiz für Brustkrebs sein.
Häufig ist jedoch die Ernährung ein wichtiger Faktor. So sind Männer, die oft große Mengen Bier trinken, häufiger betroffen. Auch der Einsatz von Hormonen in der Fleischindustrie soll die Verbreitung der Gynäkomastie begünstigen.
Neben den genannten Ursachen einer pathologischen Gynäkomastie sind auch physiologische Formen bekannt. Diese treten bei Übergewichtigen, Neugeborenen, Jungen in der Pubertät sowie älteren Männern auf. Allerdings haben physiologische Ursachen in der Regel nur eine Fetteinlagerung zur Folge (Lipomastie). Leider können nicht immer die genauen Ursachen der vergrößerten Brust beim Mann oder Jungen ausfindig gemacht werden.
Untersuchung & Diagnose
Bei der Untersuchung und Diagnosestellung wird der Arzt zuerst das Gespräch mit dem Patienten suchen, um eine Medikamenteneinnahme oder Alkoholkonsum als Ursache auszuschließen. Im Anschluss wird der Mediziner die Brust abtasten. So kann er eine echte von der falschen Gynäkomastie unterscheiden. Ergänzend kann die Diagnosestellung auch mittels Ultraschall erfolgen. Im Anschluss wird die Ursache des vergrößerten Brustwachstums erforscht. Dazu wird dem Mann etwas Blut abgenommen und im Labor werden die Leber-, Nieren- sowie Hormonwerte untersucht. Je nach Verdacht können auch Ultraschalluntersuchungen an anderen Körperteilen sowie Computertomographien und Röntgenaufnahmen notwendig sein. Wichtig ist, dass der Mann im Zuge die Diagnostik auch auf Brustkrebs untersucht wird.
Behandlungsmethoden & Erfolgschancen
Eine gutartige Vermehrung des Brustdrüsengewebes bedarf nicht zwingend einer Behandlung. Diese sollte jedoch erfolgen, wenn der „Männerbusen“ den Patienten belastet. Häufig wird jedoch nur das Symptom behandelt, wobei die Ursache oft unerkannt bleibt und somit nicht therapiert wird. Neben der Therapie einer diagnostizierten Ursache der Gynäkomastie besteht auch die Möglichkeit, das Brustwachstum medikamentös zu unterbinden. Der Arzt wird in diesem Fall ein Arzneimittel zur Östrogenhemmung oder als direkte Zufuhr von Testosteron verschreiben. Oftmals führt auch eine Umstellung der Ernährung zum gewünschten Erfolg.
Kann mit diesen Therapien keine Besserung erzielt werden, besteht auch die Möglichkeit, das Brustdrüsengewebe sowie umgebenes Fett operativ zu entfernen. Der Eingriff wird als Andromastektomie (Brustkorrektur) bezeichnet. Dieser Schritt wird von vielen Ärzten aber erst dann empfohlen, wenn das Brustwachstum für den Mann zu einer starken psychischen Belastung geworden ist und mit anderen Formen der Therapie keine befriedigenden Erfolge zu verzeichnen sind.
Die Operation wird im Regelfall unter Vollnarkose durchgeführt, kann aber bei einem kleineren Eingriff auch unter lokaler Betäubung erfolgen. Nach Einsetzen der Narkosewirkung wird durch den Operateur ein kleiner Schnitt im Umfeld der Brustwarze getätigt. Um ein erneutes Wachstum der Brust zu unterbinden, entfernen plastische Chirurgen die komplette Brustdrüse. Zusätzlich wird häufig auch das Fett in der Brust abgesaugt. In den folgenden sechs Wochen sollte der Patient eine Kompressionsweste tragen und auf sportliche Aktivitäten sowie anderweitige körperliche Belastungen verzichten.
Auch wenn diese OP im Vergleich als komplikationsarm und sicher gilt, bestehen dennoch gewisse Risiken. Gerade im Zusammenhang mit der Narkose sowie der Wundheilung können Probleme, wie zum Beispiel Blutergüsse, nicht vollständig ausgeschlossen werden.