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Unerfüllter Kinderwunsch (Zeugungsunfähigkeit beim Mann)

Zeugungsunfähigkeit

In vielen Partnerschaften steht der Wunsch nach einem gemeinsamen Kind eines Tages auf der Agenda. Doch nicht bei jedem Paar soll das Elternglück auch Realität werden. Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein weit verbreitetes Thema.

Können Paare über einen längeren Zeitraum kein eigenes Kind zeugen, muss die Ursache aber nicht ausschließlich bei der Frau zu finden sein. So ist es nicht untypisch, dass der Mann unfruchtbar oder nur eingeschränkt zeugungsfähig ist. Das trifft auf jedes dritte ungewollt kinderlose Paar zu. Als Ursache sind vielfältige Möglichkeiten denkbar, welche entweder angeboren oder im Laufe des Lebens erworben wurden.

Definition

Ist es dem Mann trotz häufigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen Zeitraum von mehr als 24 Monaten nicht möglich eine Frau zu schwängern, sprechen Mediziner laut einer Definition der WHO von einer ungewollten Kinderlosigkeit. Die Ursache kann sowohl beim Mann, als auch bei der Frau liegen.

Symptome

Die Zeugungsunfähigkeit des Mannes macht sich durch einen dauerhaft unerfüllten Kinderwunsch bemerkbar und ist die Folge einer anderweitigen Störung.

Ursachen

Als Ursachen für eine Zeugungsunfähigkeit auf Seiten des Mannes kommen Erektionsstörungen, verminderte oder fehlerhafte Spermienproduktion, ein gestörtes Immunsystem und die retrograde Ejakulation sowie eine Passierunfähigkeit der Spermien in Frage. Diese können durch folgende Erkrankungen ausgelöst werden:

• hormonelle Störungen (Schilddrüsen,- Nebennierenerkrankungen)
• Hodenhochstand
• Verletzungen der Geschlechtsorgane
• Mumps
• genetische Veränderungen
• Prostataentzündung
• Harnröhrenentzündung
• Unterentwicklung oder Fehlbildung des Hodens
• Geschlechtskrankheiten (z. B. Chlamydien)

Zum Teil können die Ursachen einer männlichen Zeugungsunfähigkeit durch bestimmte Faktoren, wie zum Beispiel negative Umwelteinflüsse (Medikamente, Röntgenstrahlen, Abgase, Stress, Umweltgifte), begünstigt werden.

Untersuchung & Diagnose

Um eine Zeugungsunfähigkeit erfolgreich therapieren zu können, sind oftmals diverse Untersuchungen notwendig. Diese unterstützen die Ursachenforschung und ermöglichen erst eine zielgerichtete Behandlung der ungewollten Kinderlosigkeit. Im ersten Schritt erfolgt die sogenannte Anamnese, in deren Zuge der Arzt Fragen zu bestimmten Bereichen des Lebens stellt, welche im Zusammenhang mit dem unerfüllten Kinderwunsch stehen können. Diesem Gespräch schließt sich eine erste körperliche Untersuchung, durch Abtasten der Geschlechtsorgane, wie Hoden und Nebenhoden, an. Je nach Ergebnis dieser Erhebung, folgen weitere diagnostische Maßnahmen.

Samentest / Spermaanalyse

Die Spermaanalyse wird unter Medizinern als Spermiogramm bezeichnet. Das Ejakulat des Mannes wird einer Laboruntersuchung unterzogen. Um an eine Probe Samenflüssigkeit zu gelangen, muss der Mann diese durch Ejakulation gewinnen. Zuvor sollte er drei Tage lang enthaltsam leben. Im Anschluss ist eine Aussage zur Qualität und Quantität der Samenzellen und folglich auch zur Fruchtbarkeit möglich. Normal sind rund 40 Millionen Spermien, von denen etwa jedes Dritte ausreichend beweglich sein sollte. Wenn es geringe Abweichungen geben sollte, ist das kein Grund zur Panik. Da vorübergehend Schwankungen möglich sind, wird der Test oft nach einigen Wochen wiederholt.

Hormonuntersuchung

Von besonderer Relevanz für die Zeugungsfähigkeit des Mannes ist das männliche Geschlechtshormon Testosteron sowie das Luteinisierende (LH) und das Follikelstimulierende Hormon (FSH). Letztendlich ist aber auch das Hormon Prolaktin indirekt von Belang, denn dessen erhöhte Konzentration kann ein Hinweis auf die Störung der Hirnanhangdrüse sein. Um die Hormonwerte zu bestimmen, wird dem Patienten Blut abgenommen und im Labor untersucht.

Hodenuntersuchung mittels Ultraschall

Eine Ultraschalluntersuchung hilft dem Arzt dabei, einen Hodentumor oder eine Hodenkrampfader, auch Varikozele genannt, zu erkennen. Diese beiden Störungen können ebenfalls der Grund für eine Zeugungsunfähigkeit sein. Zudem ist es wichtig zu wissen, dass eine geringe Hodengröße ein Indiz für eine hormonelle Störung oder ein angeborenes Problem sein kann.

Hodenbiopsie

Bei diesem kleinen Eingriff handelt es sich um eine Gewebeentnahme zur Abklärung der Spermienproduktion im Hoden bzw. Nebenhoden. Sie wird dann durchgeführt, wenn bei der Spermaanalyse nur wenige Samenzellen im Ejakulat auffindbar waren. Die Probe wird unter Betäubung entnommen und danach mit einem Mikroskop untersucht.

Genetische Untersuchung der Fruchtbarkeit

Um eine genetisch bedingte Störung ausschließen zu können, wird dem Patienten bei Verdacht eine Blutprobe entnommen und diese im Labor untersucht. Solche Abweichungen betreffen vor allem die Chromosomen, wie es zum Beispiel beim Klinefelter-Syndrom der Fall ist.

Wichtig: Auch wenn anhand der ersten Untersuchungen eine Zeugungsunfähigkeit beim Mann festgestellt wurde, sollte sich die Partnerin ebenfalls untersuchen lassen, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass beide Partner nur eingeschränkt fruchtbar sind. Dem entsprechend muss folglich auch der Behandlungsplan danach ausgerichtet werden.

Behandlungsmethoden

Zur Behandlung einer Zeugungsunfähigkeit des Mannes kommen operative Verfahren, die Behandlung mit Hormonpräparaten sowie psychotherapeutische Hilfen in Frage. Sollten diese Behandlungsansätze keinen Erfolg versprechen, bleibt die künstliche Befruchtung als eine Option.

Operationen

Refertilisierung:
Die operative Verbindung durchtrennter oder undurchlässiger Samenleiter wird als Refertilisierung bezeichnet. Dieser Eingriff wird hauptsächlich bei sterilisierten Männern durchgeführt. Aber auch aus anderweitigen Gründen undurchlässige Samenleiter können mit den operativen Refertilisierungsmethoden Vasovasostomie oder Tubulovasostomie wieder hergestellt werden.

Varikozelenoperation:
Bei nahezu jedem fünften Fall einer männlichen Unfruchtbarkeit geht diese auf eine Krampfader in der Samenleitervene zurück. Wird diese sogenannte Varikozele diagnostiziert, kann das Problem meistens mit einer Operation beseitigt werden.

Hormontherapie

Hormonelle Störungen in Form von niedrigen Werten bei Männern kann durch eine medikamentöse Gabe ausgeglichen werden. Die Hormone werden über die Haut, als Injektion oder oral verabreicht. Das betrifft insbesondere das Testosteron und den Hormonspiegelausgleich von LH oder FSH.

Reproduktionsmedizinische Behandlung

Die Gewinnung der Samenzellen des Mannes kann durch Masturbation erfolgen, aber auch mit Hilfe einer Elektrostimulation sowie der TESE/MESA Verfahren. Bei der MESA werden die Spermien aus der Nebenhodenflüssigkeit entnommen, die Spermiengewinnung bei einer TESE wiederum erfolgt über die entnommenen Gewebeproben des Hodens. Die gewonnenen Spermien werden im Anschluss häufig kryokonserviert und stehen für eine spätere künstliche Befruchtung zur Verfügung.

Bei einer Insemination, von der es diverse Varianten gibt, wird das Sperma des Mannes in der Gebärmutter der Frau platziert. So haben die Spermien einen kürzeren Weg zurückzulegen, was die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung der Eizelle erhöhen kann.

Bei manchen Paaren kann es erforderlich sein, Samenzelle und Eizelle außerhalb des menschlichen Körpers in einer Petrischale verschmelzen zu lassen. In diesen Fällen spricht man von einer Reagenzglasbefruchtung oder auch „In-vitro-Fertilisation“ (IVF). Die befruchteten Eizellen werden sich in der Schale nach einigen Tagen zu einem Embryo entwickeln und in diesem Stadium in die Gebärmutter der Frau überführt.

Ein häufiges und spezielles „In-vitro“-Verfahren ist die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Bei dieser Methode wird ein einzelnes Spermium mit einer Mikropipette aus Glas und unter Zuhilfenahme eines Mikroskops in die Eizelle eingeführt.

Stress-Therapie

Kommt für die Kinderlosigkeit Stress als ein möglicher Auslöser in Betracht, kann eine Änderung der Lebensweise aus eigener Kraft heraus oder eine professionelle psychosomatische Behandlung hilfreich sein.

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